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Ich weiß nicht wer von euch schon mal ausprobiert hat, mit 250km/h über die Autobahn zu fahren. Ich schon. Nachts um 01.00 Uhr wenn alles leer ist, geht das schon mal. Aber auch sonst, wenn ich tagsüber auf der Autobahn fahre, bin ich oft um die 200 km/h schnell unterwegs gewesen. Natürlich nur wenn der Verkehr das zulässt.

Für mich ist dieses schnelle Autofahren ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Alles muss schnell gehen. Man muss den Alltag effizient und effektiv planen und organisieren, um in kurzer Zeit viel zu erreichen. Eben wie schnelles Autofahren. Man(n) will in kurzer Zeit sehr weit kommen. Zu diesem Grundprinzip werden wir ja auch erzogen, weil es der Beruf, ja, das Alltagsleben auch irgendwie verlangen, oder? Selbst in der Schule muss man schnell wissen erlernen und am besten noch eine Menge davon in kurzer Zeit anhäufen. Aber das Wissen insgesamt wird ja nicht weniger, sondern mehr und die Halbwertszeit des Wissens wird immer kürzer. Also wird uns ständig suggeriert, immer am Ball zu bleiben, konzentriert, effizient und effektiv zu arbeiten. Das tue ich dann auch mit meinem Leben. So verhält es sich auch mit dem Autofahren, wenn ich konzentriert, zügig und vorrausschauende fahre, komme ich schneller an mein Ziel. Ob das in beiden Fällen sinnvoll ist, sei dahin gestellt.

Und jetzt kommt bald wieder diese besinnliche Adventszeit daher. Alles wird zugespitzt auf Heilig Abend, Weihnachten. Das Fest der Familie und der Liebe. Da kommen die Weihnachtsfeiern und die Geschenkeeinkäufe usw. Für viele wird diese Zeit zu einer sehr stressigen Zeit, aber warum?

Weil man eben noch mit 200 km/h auf der Lebens-Autobahn unterwegs ist. Und jetzt kommen noch mehr Termine und Aufgaben dazu, also muss ich eigentlich noch schneller fahren, um alles zu erreichen und zu schaffen. Und wer mal versucht hat mit 250 km/h auf der Autobahn an Tag zu fahren, weiß, dass das mehr als purer Stress ist. Also warum fahren wir in der besinnlichen Weihnachtszeit mit 250 km/h über unsere Lebensautobahn?

Hinzu kommt, dass wir ja eigentlich von einer besinnlichen Weihnachtszeit sprechen. Vom Fest der Familie und Liebe. Also eigentlich sollte ich mir in dieser Zeit Gedanken um mich, Gott und andere Menschen machen. Es geht schließlich auch darum, wie ich Beziehungen lebe und gestalte. Wo, wie, wann und in welcher Qualität begegne ich denn meinen Freunden, meiner Familie, Gott und meinen Mitmenschen?

Im Auto-Bild gesprochen bedeutet das: Ich fahre in der Adventszeit mit meinem Lebens-Auto 250km/h schnell und habe auch noch Insassen im Auto. Meine Freunde und Familie sitzen mit im Auto und eigentlich sollte ich mich mit ihnen austauschen und unterhalten. Fragen, was ihnen am Herzen liegt und was sie beschäftigt. Hast du das mal in echt probiert? 250km/h auf der Autobahn und dann noch Smalltalk oder tiefe Gespräche führen mit Freunden oder Familie im Auto? So verrückt bin nicht mal ich. Die meisten haben wahrscheinlich bei den ersten Sätzen des Impulses gedacht: „Also Daniel, wie kannst du nur so schnell fahren!“ Und ich frage mich: „Wie schnell fährst du in der Adventszeit? ?“

Richtig wäre es eigentlich, ich würde vom Gas gehen. Ich mache in dieser Zeit weniger Termine. Ich schaffe mir Freiräume, um Zeit für Freunde, Gott, Familie und meinen Mitmenschen zu haben und inne zu halten. Mir meiner Beziehungen in meinem Umfeld, in meinem Auto, bewusst mal vor Augen zu führen und mit ihnen eine gute Reise, Zeit zu haben. Aber oft treten wir lieber unbedacht aufs Gas. Meine Frage an dich: Wie schnell fährst du in der Adventszeit?

Daniel Dorn

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