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Die Osterdeko ist abgeräumt, Eier und Schokohasen sind längst verspeist.

Die Planungen für die nächsten Feiertage und Ferien beschäftigen die Runde am Familientisch.

Pfingsten heißt das Stichwort. Ein Fest mit zwei Tagen und vollen zwei Wochen Schulferien

mitten im Mai. Aber die Deko? Pfingsten – gibt es da was?

Es gibt keine Traditionen wie an Weihnachten, keine besonderen Leckereien wie an Ostern,

„auch nicht einen Männerausflug wie an Himmelfahrt“ hört man’s aus der Küche…

Pfingsten: Das rätselhafte, das unsichtbare Fest, null Deko? Hat wirklich keiner eine Idee?

Pfingsten – das unsichtbare Fest, auch für uns Christen?

Pfingsten ist kein pflegeleichtes Fest, und es ist unter den großen Festen im Kirchenjahr dasjenige, an dem – mit einzelnen Ausnahmen – die wenigsten Menschen zu den Gottesdiensten kommen. Keine Osterlichter leuchten, keine Krippe ist zu bewundern, keine Johannespassion ergreift die Hörerinnen, kein mit Früchten geschmückter Altar lockt.

Und doch: Ohne Pfingsten könnte es keine Christliche Kirche geben, wären auch alle anderen

Feste nicht entstanden. Ohne das Fest des Heiligen Geistes, der Menschen in ihrem Glauben

berührt und sie über ihre Grenzen hinaus zu einer Gemeinde zusammenführt, was wären wir

ohne dieses Geschehen?

Wir können nicht sagen: Hier ist der Geist Gottes oder dort. Denn der Geist Gottes weht, wo er will und ist nicht von Menschen zu bestimmen. Auch nicht von denen, die sich dafür selber für berufen halten.

Aber wir können zeigen, wo Gottes Geist gewirkt hat: Wo Frieden kommt, nach Zeiten von

Gewalt und Krieg; wo wieder geredet wird, nach Zeiten des Schweigens; wo Barmherzigkeit

geschieht, anstelle von Berechnung; wo Menschen einander ohne Angst und Abwehr ins Gesicht sehen können; wo die Sorge, etwas zu verpassen der Heiterkeit des Glaubens gewichen ist.

Pfingsten ist also nicht nur einmal gewesen, am ersten Pfingsttag in Jerusalem, 70 Tage nach der Auferstehung Christi, wie es Apostelgeschichte 2 eindrücklich berichtet.

Es gibt durch die ganze Bibel Pfingstgeschichten, es gibt heute und jetzt Pfingstgeschichten: Wenn Menschen plötzlich erkennen, woher und wohin, warum und wofür sie leben, dann geschieht Pfingsten.

Die Geistkraft Gottes schwebte über dem Wasser, heißt es im Bild der Schöpfungs-

geschichte. Das All, die Erde ist von Gottes Geistkraft durchwoben, aus ihr lebt und erneuert sie sich, ist uns Heimat, Horizont und Weite.

Der auferstandene Christus hatte den Heiligen Geist als Tröster verheißen, „er wird euch alles lehren und an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14).

Pfingsten heißt: Wir feiern, dass Gott unter uns ist in diesem Geist, in jeder und jedem von

uns wohnen will. Wo dieser Geist fehlt, fehlt auch die Liebe.

Wie jedes große Fest stellt auch Pfingsten uns eine wichtige Frage: Wes Geistes Kinder sind wir, welcher Geist kommt auf uns?

„die frage ist“ heißt ein Gedicht von Wilhelm Willms, daraus einige Zeilen:

„die frage ist

wo ist oben

was ist oben

wer ist oben

denn je nachdem

was bei uns oben ist

kann man sich ausrechnen

was auf uns herabkommt

welcher geist

ist das geld oben

kommt der geist des geldes

auf uns herab

ist jesus für uns oben

dann kommt der geist jesu

auf uns herab“

Hat jetzt jemand eine Idee für eine Deko zu Pfingsten bekommen?

Einfach schwierig – wie wäre dieser Vorschlag: Die „Deko“ sind wir selbst:

Dort, wo wir miteinander feiern, wo wir Menschen einen Platz unter uns geben, die es brauchen, wo wir Grenzen überwinden, die in unseren Urteilen und Emotionen oft genug

bestimmend sind. Dort, wo wir füreinander da sind in den wichtigen Dingen und Fragen des Lebens. Dort, wo Christen verschiedener Gemeinden und Kirchen zusammen feiern können. Pfingsten ist ein Fest auf Zukunft hin, ein Überraschungsfest des Geistes Gottes.

Dekan Martin Elsässer

 

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