Warum sich Schule für uns lohnt

Foto von Schulsozialarbeit Lindenschule

Verschiedene Angebote machen wir an zwei Geislinger Schulen. An der Lindenschule biete ich zweimal in der Woche eine Jungschar „KidsClub“ für die Grundschüler*innen an.

Warum in der Schule und nicht in der Gemeinde?

Grundschulen brauchen verlässliche Betreuungszeiten, die auch stark in Anspruch genommen werden. Sprich: Viele Kinder brauchen sinnvolle, gute, stärkende Angebote an der Schule, wenn auch außerhalb von Unterricht. Das betrifft alle Kinder – verschiedene Religionen, verschiedene familiäre, soziale, finanzielle Startbedingungen, mit und ohne „Migrationshintergrund“, alle Geschlechter, Hautfarben, Ethnien, Sprachen.

Ganz ehrlich – die wenigsten dieser Kinder tauchen bei uns in den Gemeinden auf. Versteht mich nicht falsch – viele gehen in Gemeinden – in die katholische, die orthodoxe und in die Moschee. Für viele spielt Religion zu Hause eine große Rolle.

Und genau deshalb bin ich so gerne an der Schule – biblische Geschichten berühren meist einen tiefen Kern des Menschen, aller Menschen. Biblische Geschichten sind voll mit Gefühlen, die auch Kinder schon gut kennen: Angst, (Schaden)Freude, Neid, Trauer, Zorn, Glück…

Und diese Geschichten sind voller Glauben – ja, an unseren Gott der Christen.

Aber durch die Gefühle öffnet sich ein guter Raum für Gespräche und auch für den Austausch über unseren Glauben.

Ein paar Beispiele: Alle kennen eine Fastenzeit. Aber warum fasten die Muslime meist als ganze Familie und das Fastbrechen (mit dem Zuckerfest) ist ein riesiges Ereignis für die Kinder – bei vielen Christen ist das ganz anders. Manche fasten, manche nicht und die orthodoxen haben einen anderen Termin fürs Osterfest als die katholischen und evangelischen Christen. Warum gibt es die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede?

Die Muslime reinigen die Hände mit Wasser, bevor sie in die Moschee gehen. Ist das Wasserbecken im Eingang der Kirche bei den Christen auch dafür da? Ups – die Evangelischen haben das gar nicht?

Was ist denn die Taufe eigentlich und warum gibt es (k)eine Beschneidung?

Alle Kinder überlegen, was sie darüber wissen, was es für sie in der Familie und persönlich eigentlich bedeutet. Sie kommen in Berührung mit ihrer eigenen Religion und verstehen mehr von der der anderen.

Und dann gibt es noch die Bibel-Geschichten, bei denen sich sehr viele angesprochen fühlen. Ich frage immer, was die Kinder meinen – warum erzähle ich diese uralten Geschichten? (Zwischenfrage von Kindern: Haben alle Religionen ein Buch, wo die Geschichten aufgeschrieben sind?) Hab ich keine neuen Geschichten?

Dann beginnt das Überlegen und es rührt mich manchmal fast zu Tränen. Wenn der Gruppen-Ausseiter zur Zachäusgeschichte meint: „Weil ich nicht so bleiben muss, wie ich bin. Ich kann ja auch nett sein.“

Oder zur Jona-Geschichte und der Frage, ob es nicht ungerecht ist, dass Gott die Menschen in Ninive nicht bestraft: „Nein, Gott hat uns doch lieb!“ (Gott ist nicht gerecht, Gott ist mehr – er ist barmherzig!)

Oder zu David und Goliath: „Weil auch wir Kinder schon viel bewegen können und Gott uns hilft.“

Jungschar an der Schule schafft Begegnung, schafft Austausch, schafft Dialog; Jungschar an der Schule bringt die Frage nach Gott an vielleicht unerwarteter Stelle ins Spiel. Jungschar an der Schule heißt auch gemeinsam spielen, aufeinander Rücksicht nehmen, voneinander lernen.

Wenn die Kinder nicht zu uns kommen – dann gehen wir doch zu ihnen! Wir alle brauchen die heilenden Geschichten der Bibel, wir alle brauchen die Berührung mit Gott. Unsere immer heterogenere Gesellschaft braucht das Wissen umeinander, das Verständnis füreinander – auch mit unseren verschiedenen Religionen und Glaubenspraktiken.

Wenn das gelingt, wenn Kinder in Kontakt kommen mit (ihrem) Gott, dann lohnt es sich sie – und dann lohnt es sich auch für uns. Davon bin ich überzeugt!

Sabine Angnes-Starzmann

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