Die Toren sprechen in ihrem Herzen: »Es ist kein Gott. « (Ps14)

In der Zeitschrift Stern stand vor einigen Jahren ein Titel-Artikel: „Warum es keinen Gott gibt“.

Dass es keinen Gott gibt, wird dabei vorausgesetzt. Dies ist gar keine Frage mehr wert. Der Stern weiß es. Für 2,80 € bekommt der Zeitgenosse sein atheistisches Rüstzeug frei Haus.

 

Er inszeniert unter diesem Titel genüsslich die Präsentation des Buches „Der Gotteswahn“ von Richard Dawkins, einem Evolutionsbiologen aus Oxford.

Für ihn ist jede Religion die Wurzel allen Übels. Sie macht krank, dumm und unfrei.

So einfach war es noch nie mit dem Atheismus, musste man sich doch früher durch die schwierigen Werke von Feuerbach, Nietzsche, Marx und Lenin durchbeißen.

 

Der Gott des Alten Testaments ist in Dawkins’ Augen „die unangenehmste Gestalt der gesamten Dichtung:…ein kleinlicher, ungerechter, nachtragender Kontroll-Freak..“

Und der Gott des Neuen Testaments ist auch nicht besser.

„Leiden viele Menschen an einer Wahnvorstellung, dann nennt man es Religion.“

 

Führt eine Welt ohne Gott zu mehr Menschlichkeit? Die neueste Geschichte lehrt etwas anders: Nicht Religion ist die Wurzel alles Bösen. Es ist das entfesselte menschliche Ego.

Die gottlosen, materialistischen Diktaturen der Neuzeit haben das Böse potenziert: Bolschewismus, Stalinismus und Faschismus bis hin zum Kommunismus in Kambodscha, Nordkorea und den Völkermorden in Afrika.

 

Weder die Existenz noch die Nichtexistenz Gottes kann errechnet oder bewiesen werden. Hier geht nicht um eine intellektuelle Auseinandersetzung, es geht um zwei verschiedene Ebenen der Wahrheit.

 

  1. Die eine Ebene ist die naturwissenschaftlich-mathematische Wahrheit. Die Wissenschaftlichkeit ist wertneutral. Sie stößt aber auf Grenzen, wo es um ethische Fragestellungen geht.
  2. Neben der naturwissenschaftlichen Wahrheit gibt es noch die ganz andere Ebene der persönlichen Erfahrung.

 

Am Beispiel der Liebe sieht man: Liebe ist etwas sehr Wirkliches und Wahres. Nach den Regeln reiner wissenschaftlicher Psychologie ein geistig-seelischer Ausnahmezustand mit einer besonderen Form von Blindheit.

Wir müssen diese zwei Ebenen der Wahrheit unterscheiden.

Die naturwissenschaftliche Wahrheit kann die Wahrheit des Glaubens gar nicht infrage stellen. Umgekehrt sollte auch der Glaube die Wahrheit der Naturwissenschaft nicht prinzipiell in frage stellen.

 

Die historisch-kritische Bibelauslegung hat uns gelehrt, den Verkündigungsgehalt der Heiligen Schrift zu trennen von ihren weltbildbezogenen Aussagen.

Für uns ist die Erde keine Scheibe mehr, und sie steht auch nicht im Mittelpunkte der Welt.

Der erste Schöpfungsbericht ist kein Protokoll, sondern ein Lob des Schöpfergottes, der sich bei seiner Schöpfung sehr wohl auch der Evolution bedienen kann.

 

Leider beharren die Kreationisten (fundamentalistischer Gruppen in den USA) auf einem buchstäblichen Verstehen der biblischen Schöpfungstexte, was den Streit zwischen Naturwissenschaft und Glauben neu entfacht hat.

 

Paulus setzt gegen die Vermischung der Wahrheitsebenen die unmittelbare Christus-Erfahrung:

“Seht zu, dass euch niemand einfängt durch Philosophie und leeren Trug, die sich auf menschliche Überlieferung gründen, … und nicht auf Christus. Denn in ihm wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig, und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm…“(Kol.2, 8f)

Der zänkische Gott mit dem unangenehmen Charakter, den Dawkins entdeckt zu haben glaubt, bekommt in Christus ein zutiefst menschliches Antlitz.

 

In der Christusbeziehung geht es um Liebe und nicht um Rechthaberei.

Christus ruft uns in seine Nachfolge. Das kann nicht schlecht sein für die Welt.

Doch die Erfahrung des Glaubens ist ein Geschenk.

Warum Feuerbach, Nietzsche, Marx, Lenin, Darwin und Dawkins diese Erfahrung nicht machen konnten, bleibt wohl Gottes Geheimnis.

 

Gerlinde Hühn

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